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Ein Quantum Mut

In seinem Kommentar blickt Hans-Uli Thierer über den Tellerrand hinaus und appelliert an die Weitsicht der Verantwortlichen. Investiert in den Sport und damit in den OrangeCampus – so sein Kredo.

Ulm rühmt sich gerne, außer einer Stadt der Innovation und der Kultur auch eine Stadt des Sports zu sein. Wer aber die jüngsten Sportdebatten verfolgt hat, darf tunlichst Zweifel an diesem Anspruch hegen. Die Diskussionen über die Großprojekte des Sports lassen vermissen, was  notwendig wäre, um Ulm im Sport interessanter zu machen als vergleichbare konkurrierende Städte. Es  mangelt der Kommunalpolitik an der Fantasie, sich klar zu werden über die überregionale Bedeutung und Strahlkraft von Projekten wie Sportopia und OrangeCampus.

Der Sport spielt mit all seinen Facetten längst in der höchsten Liga der Aufmerksamkeit. Er erzeugt eine nie da gewesene Anziehungskraft: bürgerschaftlich, gesellschaftlich, medial. Der Sport hat  kulturellen Stellenwert. Wer nicht in ihn investiert, spart an der Zukunft. Es bedarf daher eines gesunden Quantums Mut, für den Ausbau der Sportstadt Ulm auch ein überschaubares Maß an Risiko nicht zu scheuen. 

 Solche Courage ist nach dem eindeutigen Votum Neu-Ulms für den OrangeCampus nun auch der Lokalpolitik in der alten Reichsstadt zu wünschen. Wobei zu bemerken ist, dass Neu-Ulm das geringere Risiko trägt und sich zu einem guten Teil hinter den von Ulm auferlegten Bedingungen verschanzt. Aber Politik lebt auch von Gesten. Und ein Ausdruck von Empathie für den OrangeCampus ist diese Einstimmigkeit allemal. 

Ulm/Neu-Ulm ist als Basketballstandort prädestiniert, überregionale Scheinwerfer auf sich zu ziehen. Der OrangeCampus ist der Schlüssel dafür, ein sportliches Alleinstellungsmerkmal zu schaffen, das Ulm im Basketball attraktiv und wegen des Nachwuchskonzeptes erst einmal konkurrenzlos macht. Das, im Übrigen, ist einer der  nachhaltigen Aspekte des Projektes. Ein anderer sind sich aufdrängende Kooperationen mit anderen Sportvereinen – man denke nur an den Ulmer Ruderclub, der sein Vereinszentrum einen Steinwurf weit weg flussabwärts hat.

So wie Sportopia eine Brücke zwischen den Generationen bauen möchte, so will  der OrangeCampus den Basketball in Deutschland in der Nachwuchs- und Breitenarbeit auf ein neues Niveau heben. Weg vom Ruch und Ruf, in seiner Spitze überwiegend geprägt zu sein von Söldnern des Sports.

OrangeCampus also ja. Und jetzt. Warum? In manchem Fall geben Fragen die klarsten Antworten. Ist das Projekt nicht über mehr als zwei  Jahre hinweg gereift und planerisch vorangetrieben worden durch ein seriöses regionales Planungsbüro? Gilt nicht wie in allen Fällen auch für das Vorhaben OrangeCampus, dass Zeit Geld ist und jede Verzögerung Verteuerungen nach sich zieht? Führt der  Bau des OrangeCampus nicht heraus aus einer jammervoll heruntergekommenen städtebaulichen Hinterhoflage, als die sich das auch als Ulmer Stadteingang wahrgenommene Baugelände seit der Schließung des alten Donaubades vor sich hin dornröschschlafend präsentiert? Profitiert nicht die breite Öffentlichkeit, indem das bislang abgeschottete Gelände sich zukünftig als frei zugängliche Sport- und Freizeitanlage zur Donau öffnen wird? Wenn nicht jetzt, in Zeiten üppig sprudelnder kommunaler Finanzquellen, wann denn dann, sollen Projekte wie der OrangeCampus realisiert werden? Hat der Ulmer Basketball nicht über mehr als eineinhalb Jahrzehnte hinweg kontinuierliche und verlässliche sportliche Arbeit geleistet? 

Die Verantwortlichen von BBU '01 haben in den vergangenen Monaten dicke Bretter gebohrt auf dem für sie eher glatten Parkett der Lokalpolitik. Ob sie dabei taktisch immer so klug aufgestellt waren wie das Team von Headcoach Thorsten Leibenath, sei dahin gestellt. Über die reine Lehre der politischen Korrektheit hinaus aber ist es das Ziel wert, nun auch die letzten Zentimeter dieses Brettes zu durchdringen. Die von der Ulmer Politik aufgestellten Hürden müssen vollends überwunden werden. Durch diesen politischen Klärungsbedarf wird sich auch der öffentliche Erklärungsbedarf über Finanzierungsdetails erledigen.
   
Es wäre lächerlich und vermessen, sich in Ulm Maßstäbe wie die süddeutschen Sportmetropolen München oder Stuttgart zu setzen. Es geht beim OrangeCampus nicht um Weltsport. Sehr wohl aber geht es um einen der vorderen Plätze im deutschen Basketball. Um einen ersten Rang unter Städten, die sind wie Ulm. Der OrangeCampus wird die Region Ulm/Neu-Ulm in eine neue Liga führen. 

Hans-Uli Thierer ist ehemaliger Chef der Lokalredaktion der SÜDWEST PRESSE. 

Foto Volkmar Könneke

 
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